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Gerne
ist wohl eins der kommunikationswissenschaftlich trendigsten Worte der Jetzt-Zeit. Entstanden durch die rohe Notwendigkeit im Call-Center-Alltag, möglichst viel Nettigkeit in einen Zeitslot zu pressen, entwich dieses hochgradig ansteckende Wörtchen in die Welt des Massenjournalismus.
Sehen wir uns ein beliebiges Interview im Fernsehen - sogar im steuerfinanzierten ÖR - an: der normale Ablauf solcher Interviews gleicht frappierend der Choreografie billiger Pornofilme: - Anmoderation mit Ankündigung des Weltunterganges
- Zuschaltung eines politischen Talking Heads, dem 90% Werbefläche für seine Propaganda eingeräumt wird - die 10% Pseudokritik des stichwortgebenden Moderators kann man getrost vergessen
- Abmoderation mit Fazit "na, dann ist das ja nicht so schlimm. Mann, waren wir doof, aber nun hast Du uns das ja gesagt, Papi". Danke für das Gespräch
- "Gerne"
Anfangs wollte ich auflegen - doch ich hatte keinen Hörer in der Hand sondern sass vor dem Fernseher. Wie in alles in der Welt kommt diese Verstümmelung von "Bitte, gern geschehen" oder "es war mir ein Vergnügen" in Umlauf? Irgend ein Phrasenmäher muss diesen Unfug auf teuer bezahlten Rhetorik-Seminaren in Umlauf gebracht haben.
Nein, das wühlt mich auf. Echt,
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